Erschreckend und verantwortungslos – Baumfällungen im Auer-Welsbach-Park
Update: Am 22. Februar begann die MA42 unangekündigt mit der Fällung der Bäume. Eine Anrainerin umarmte einen der zu fällenden Baum und erwirkte den Abbruch der Arbeiten für diesen Tag. Am nächsten Morgen um 6h setzte die MA42 ihre Arbeiten mit dreifacher Belegschaft fort. 11 Fahrzeuge mit sechs Hebebühnen sollten hier wohl Tatsachen schaffen. Trotz vielfacher Aufforderungen und einer Petition, die bis dahin über 600 Personen unterschrieben haben, gab es keine Dialogbereitschaft, weder beim Bezirksvorsteher noch bei der MA42. Nach der Bezirksvertretungssitzung und informellen Gesprächen mit Verantwortungsträgern mussten wir feststellen, dass eine Kursänderung der Baumpolitik so bald nicht in Sicht ist. Transparenz und Nachvollziehbarkeit stehen den gewohnten Praktiken der Stadt Wien zu sehr im Weg. Wir werden weiterhin Fehlverhalten und Fehlentscheidungen beim Baumschutz aufzeigen. Wir schulden es nicht nur den Bäumen, sondern auch der Zukunft Wiens.

Am 7. Februar ließ der Bezirksvorsteher von Rudolfsheim-Fünfhaus über das Wiener Bezirksblatt verkünden, dass im Auer-Welsbach-Park mehrere Bäume gefällt werden sollen. Der Artikel führt weiter aus, dass man sich die Entscheidungen nicht leicht gemacht habe. Da jedoch die „Stand- und Bruchsicherheit nicht mehr gegeben ist“, sollen im Februar einige Bäume entfernt werden.
Es ist immer wieder notwendig Bäume zu entfernen, zum Beispiel wenn sie zu einer Gefahr für Personen werden. Durch die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte mit der roten Baumpolitik waren wir Grüne jedoch sofort alarmiert. Trotz immer heißeren Klimas, entfernt die Stadt Wien Bäume viel zu leicht und viel zu schnell.
Gerade der Altbaumbestand hat eine besonders positive Wirkung auf das Klima der Stadt. Die großen Baumkronen kühlen und filtern die Luft und spenden Schatten. Jungbäume können die Klimaleistung der großgewachsenen Pflanzen noch lange nicht erreichen.

Herausgabe der Informationen erst durch Umweltinformationsgesetz
Unverzüglich forderten wir deshalb vom Bezirksvorsteher Informationen zu den gefährdeten Bäumen ein. Nachdem dieser uns auf ein persönliches Gespräch vertröstete und die konkreten Informationen verweigert hatte, stellten wir ein offizielles Ansuchen beim Magistratischen Bezirksamt auf Herausgabe der relevanten Daten, inklusive der Gutachten der Bäume. Wir beriefen uns dabei auf das Umweltinformationsgesetz.
Einige Tage später wurde den Bezirksparteien die Liste von 19 Bäumen und 16 Nachpflanzungen ausgehändigt. Die Fällungsgründe waren zum Teil nicht länger als eine Zeile lang und für viele Bäume gleich lautend. Die große Zahl der Bäume war alarmierend.
Um sicherzugehen, dass hier gründlich gearbeitet wurde und dass Bezirksvorsteher und Behörden den Bäumen wirklich eine Chance gegeben haben, verlangten wir ein weiteres Mal die Herausgabe der Gutachten. Ein weiteres Mal wurden uns diese verweigert.
Bezirksvorsteher genehmigt Fällungen ohne Gutachten
Am 17.2 berichtete dann der Kurier, dass für das Fällungsansuchen gar keine Gutachten vorlagen (auch ORF und Heute berichteten). Entscheidungsgrundlage für das Weiterleben der Bäume war laut Artikel lediglich ein Rundgang mit Mitarbeitern der MA42 und eine Beurteilung „auf Sicht“. Offensichtlich willigte der Bezirksvorsteher von Rudolfsheim-Fünfhaus der Entfernung der Bäume ein, ohne je selbst ein Gutachten gesehen zu haben.
Die Beurteilung der Bäume ist aber ohne offengelegte Gutachten nicht nachvollziehbar. Wir Grüne müssen annehmen, dass für den Fällungsbescheid im Auer-Welsbach-Park weder Pflege- und Sicherungsmaßnahmen überlegt noch Statikprüfung vorgenommen wurden. Ein solcher Umgang mit unserem Altbaumbestand ist verantwortungslos.
Nachpflanzungen nur Minimalpogramm
Von 19 gefällten Bäumen werden nur 16 nachgepflanzt. Möglich macht das das Wiener Baumschutzgesetz. Es erlaubt bei bestimmten Fällungsgründen die „ersatzlose Entfernung“ von Bäumen. Die Ersatzpflanzung kann somit entfallen.
Die Tatsache, dass hier in der grünen Lunge Auer-Welsbach-Park nur das gesetzliche Mindestmaß erfüllt wird, zeigt, welch erschreckend geringen Stellenwert Bäume im Bezirk haben.
Echter Baumschutz heißt: Transparenz und Mitsprache
Um den Altbaumbestand des Bezirks auch zu einem Teil unserer Zukunft zu machen, braucht es besondere Sorgfalt. Wir freuen uns, dass sich heute viele Bürger:innen für ihre Bäume einsetzen, denn Bäume brauchen genau diese Lobby.
Um Bäume eine Chance zu geben, sollen Fällungen in Rudolfsheim-Fünfhaus zum öffentlichen Verhandlungsgegenstand werden:
1. Baumfällungen müssen öffentlich und ausreichend lange im Vorhinein angekündigt werden.
2. Sämtliche Daten und Gutachten aller Bäume müssen öffentlich einsehbar sein.
3. Die Notwendigkeit der Baumfällungen muss bei einem öffentlichen Termin vor Ort besprochen werden.
3. Wenn die Notwendigkeit gegeben ist, muss es Mitbestimmungsmöglichkeiten über Ort und Art der Nachpflanzungen geben.